Pressemitteilung zum Welt-Aids-Tag 2024
Pressemitteilung des AIDS-Hilfe Potsdam e.V. zum Welt-Aids-Tag (WAT) 2024
Leben mit HIV. Anders als du denkst? Kampagne zum Welt-Aids-Tag geht in die dritte Runde
In allen Aspekten des Lebens, egal ob es um Sex, die Arbeit, die Freizeit oder die Familienplanung geht, gilt: Menschen mit HIV können heute leben wie alle anderen. Die HIV-Therapie verhindert den Ausbruch von Aids. Menschen unter HIV-Therapie können HIV nicht übertragen, auch beim Sex ohne Kondom. Die HIV-Medikamente sind so arm an Nebenwirkungen, dass Menschen, die ein besonderes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren, diese Medikamente in Form der PrEP als Vorsorge einnehmen, seit 2019 auch als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Studien zeigen aber auch, viele Menschen in Deutschland wissen das nicht. Und die Unwissenheit ist, was Menschen, die mit HIV leben, das Leben erschwert. Die Rollenmodelle der gemeinsamen Kampagne der Deutschen Aidshilfe und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen eindrückliche Beispiele: www.welt-aids-tag.de
In Brandenburg begünstigt Unwissenheit häufig Diskriminierung. HIV-positive Patienten werden z.B. in der Zahnarztpraxis diskriminiert, weil Zahnarztpraxen nicht wissen, dass Menschen mit HIV kein Risiko darstellen, solange die gleichen Hygienemaßnahmen befolgt werden, die bei allen Patienten zu befolgen sind. Angst vor Diskriminierung führt dazu, dass Menschen sich nicht testen lassen. Viele Menschen in Brandenburg erfahren erst spät von ihrer HIV-Infektion, weil Ärzt*innen Ihnen keinen HIV-Test als Kassenleistung anbieten, sondern lieber Patienten an Gesundheitsämter oder Aidshilfen verweisen. Unnötige Verzögerungen der Diagnose und gegebenenfalls Behandlung erhöht das Gesundheitsrisiko des Patienten und behindert die Prävention von HIV durch Therapie.
Menschen werden diskriminiert, weil sie HIV haben. Menschen haben aber auch HIV, weil sie diskriminiert werden. Ein Beispiel sind sogenannte „irreguläre Migranten“ oder „Geflüchtete ohne Bleibeperspektive“. Je größer die Repression gegen diese Menschen, desto mehr werden in die Illegalität gedrängt. Menschen in der Illegalität können keine Gesundheitsangebote wahrnehmen. So kann es sein, dass Menschen, die besonders vom Risiko eine HIV-Infektion betroffen sind und sich bisher mit PrEP vor einer Ansteckung geschützt haben, den Zugang zur PrEP verlieren. Genauso kann es passieren, dass Menschen, die mit HIV leben in die Illegalität gedrängt werden und den Zugang zur HIV-Therapie verlieren und sie an Aids erkranken. Und schlussendlich haben Menschen, die in die Illegalität gedrängt werden, kein Anreiz ihren HIV-Status zu überprüfen, denn sie hätten keinen Zugang zu Therapie.
Zur Lösung dieser Herausforderungen fordern wir von der neuen Landesregierung die Einrichtung einer Clearing-Stelle in freier Trägerschaft nach Berliner Vorbild. Eine Clearing-Stelle könnte Menschen, die keinen Versicherungsschutz haben oder diesen aus Angst vor Repressionen nicht wahrnehmen können, medizinische Versorgung in vertrauensvoller Atmosphäre bieten. Eine Clearing-Stelle käme allen Menschen ohne ausreichenden Versicherungsschutz zu Gute, z.B. Menschen mit Beitragsschulden, Obdach- und Wohnungslose oder Menschen, die keine Gesundheitsleistungen wahrnehmen, weil sie sich die Kosten ihrer Privaten Krankenversicherung nicht mehr leisten können.
Wie in jedem Jahr veranstaltet die AIDS-Hilfe Potsdam wieder einen Informationsstand zum Welt-Aids-Tag, bei dem wir über unsere Arbeit informieren, Spende zu sammeln und die Rote Schleife als Zeichen der Solidarität zu verteilen. In diesem Jahr stehen wir schon am Freitag, 29.11.2024 ab 09:00 – 17:00 vor dem Buchladen Presse & Buch in den Bahnhofspassagen am Hauptbahnhof in Potsdam. Unterstützt werden wir dabei von folgenden Politiker*innen:
Uwe Adler (MdL, SPD), Wiebke Bartelt (2. Vorsitzende der SVV, Bündnis 90 / Die Grünen), Dr. Jan Redmann (MdL, Fraktionsvorsitzender CDU) Dr. Antje Töpfer (Staatssekretärin MSGIV, Bündnis 90 / Die Grünen), Isabel Vandre (SVV, Fraktionsvorsitzende Die Linke)
Manuel Dörnenburg (Landesgleichstellungsbeauftrage) "Leben mit HIV - Ohne Ausgrenzung, ohne Vorurteile, ohne Barrieren. Für eine volle Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen!“
Jan Redmann (Fraktionsvorsitzender CDU im Brandenburger Landtag) Noch immer werden HIV-infizierte Menschen ausgegrenzt und stigmatisiert. Die Angst vor Ausgrenzung führt oft dazu, dass viele sich nicht testen lassen. Doch testen schützt andere und hilft den Betroffenen durch eine frühzeitige Behandlung normal weiterzuleben. Vorurteile und Unwissenheit müssen wir gemeinsam bekämpfen. Es gibt keinen Grund für Angst und Abwertung. Außerdem gibt es in Brandenburg gerade im ländlichen Raum zu wenige Ärzte, die spezialisiert sind auf HIV-Therapien und Prävention.
Dr. Antje Töpfer (Staatssekräterin im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbaucherschutz) "Mit der Roten Schleife setzen wir am Welt-Aids-Tag ein starkes Zeichen der Solidarität. Gemeinsam können wir Vorurteile abbauen, Aufklärung fördern und Unterstützung anbieten. Jede und jeder von uns kann einen Beitrag leisten, um das Bewusstsein für HIV und Aids zu stärken. Zum Beispiel mit der Roten Schleife. Sie steht für Respekt und die gemeinsame Verantwortung, gegen HIV und AIDS sowie jede Form von Stigmatisierung einzutreten. Dafür setzt sich auch die Aids-Hilfe seit vielen Jahren engagiert und erfolgreich ein."
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Stefan Zschage (03 31) 95 13 08 51
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